Es kommt mir spanisch vor, in Europa...
29.04.2013 22:09
Angenommen, es gäbe ein Land, in dem nur nachgewiesen ehrenhafte Menschen Bankpräsidenten werden dürften. Nur einmal angenommen. Weiter: Angenommen, ein Premierminister wünscht sich nun jedoch einen Straftäter zum Bankpräsidenten. Weil er sich das so unglaublich wünscht, begnadigt der Premier den Straftäter und bereitet ihm den Weg zum Amt des Bankpräsidenten, das dieser auch jahrelang ausübt...
...Nun begibt es sich jedoch, dass ein Gericht feststellt: Ein Premier dürfe zwar begnadigen - eine solche Gnade spreche jedoch nur vom Strafvollzug frei, nicht vom Urteil, darum heiße es ja auch "Gnade". Kurz: Der Bankpräsident sei nach wie vor ein Straftäter und damit unehrenhaft und folglich für das Amt nicht tauglich. Was denkt der geneigte Leser, würde in diesem Fall passieren?
Nun, folgendes würde passieren: Der Bankpräsident erhielte eine Abfindung plus sonstige Vergütungen i.H.v. rund 100 Millionen Euro und dürfte gehen. Unehrenhaft, vorbestraft aber steinreich.
So. Und nun nehmen wir einmal an, diese Geschichte sei echt. Keine Annahme, sondern wirklich geschehen. In Spanien. Mit Premier Zapatero und dem Präsidenten der Santander Bank, Senior Saenz.
Überraschung: Es IST geschehen! (siehe HIER) Und wem das schon die Zornesröte ins Gesicht treibt, der sollte überlegen, ob er weiterliest...; denn die Regierung Rajoy hat hieraufhin ein Gesetz vorgelegt, in dem die Eigenschaften eines zukünftigen Bankpräsidenten aufgelistet sind. Und der Leser rate einmal, welche Eigenschaft ein Bankenpräsident NICHT haben muss... genau: Vorstrafenfreiheit.
Es fällt mir schwer, all die Dinge NICHT hinzuschreiben, die MIR bei dieser Geschichte durch den Kopf jagen. In Griechenland verbrennen sich aufgrund der Finanzkrise vor Armut verzweifelte Menschen und in Spanien schmeißt eine "gerettete" Bank einem Verbrecher noch 100 Millionen Euro hinterher und die Regierung bereitet ein Gesetz vor, nach dem zukünftig weitere Verbrecher sensible Ämter innehaben dürfen...
Darf ich vorstellen: DAS, liebe Leser und Leserinnen, das ist unser Europa!
Wenn so eine Vetternwirtschaft in höchsten Kreisen schon in einem kleinen, demokratischen Land wie Spanien möglich ist, WAS für ein gefährlicher Klüngel ist erst in der großen EU möglich? Da öffnet doch garantiert auch eine denkwürdige Person der nächsten die Tür und bereitet nachfolgenden Schleichern per Gesetz den Weg. Und dies weit unkontrollierbarer, als es offensichtlich im kleinen Spanien schon ist.
Wer angesichts dessen noch an die Demokratie- und Kontrollfähigkeit der EU glaubt, ist ein Narr. DER Vorteil, den Europa hätte, nämlich in kleinen demokratischen und kooperierenden Ländern, mit Vielfalt und Achtung ein Gegenmodell zu Superstaaten wie China oder USA oder Russland zu bilden, wird hier sukzessive abgebaut. Wir stehen an einem Scheideweg europäischer Geschichte und ich fürchte, dass die Richtungsgeber allesamt Zapateros, Saenzes und Rajoys sind... ach was, ich fürchte es nicht - ich halte es für evident!
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