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Gaza ./. Israel: Interessante Zahlen und Fakten anlässlich eines Facebook-Disputes
19.08.2014 22:14

Die Tagesschau berichtete, dass die Waffenruhe zwischen Israel und Palästinensern nicht gehalten habe, erneut griffen sich Palästinenser und Israelis mit Raketen an. Ich kommentierte auf Facebook einen Verdacht gegen Israel und wurde sofort aufgrund meiner Israelskepsis ins Verhör genommen. Dabei stieß ich auf interessante Fakten.

HIER die Hörfassung

Mein Kommentar auf den Bericht der Tagesschau zum Bruch der Waffenruhe lautete wie folgt:

  • "Wieso lässt Israel sich durch ein paar leicht abfangbare Raketen aus Gaza von Verhandlungen abhalten? Dass es unkontrollierbare Kräfte in diesem zerrütteten Landstrich gibt, die die Verhandlungen stören wollen, dürfte doch nach so vielen Jahrzehnten nichts neues sein. Gaza ist nicht so organisiert und stabilisiert, wie der Staat Israel. Geht es nur mir so, dass mir da der Verdacht aufkommt, die Israelis warteten nur auf einen Grund, die Verhandlungen in Gaza abzubrechen? Meinten sie es nämlich ernst, würden sie sich nicht von derartigen Störscharmützeln in den Friedensbemühungen aufhalten lassen. Mir fehlt da offengestanden das Verständnis für die Reaktion Israels."

Eine Doris B. reagierte auf meinen Kommentar mit folgender Einlassung:

  • "Ach ja. Jetzt wollen Sie also Israel den schwarzen Peter in die Schuhe schieben? Sind ja nur ein paar "Spielzeugraketen, die die Hamas auf Israel niederregnen lässt, oder wie? Der aktuelle Stand ist, dass Israel gegenwärtig der Hamas einganzes Stück weit entgegen kommt, was leider mal wieder in den Nachrichten unterschlagen wird, um das Feindbild Israel - wenn möglich aufrecht zuerhalten. Und, wer hier nicht an einen Frieden interessiert ist, ist eindeutig die Hamas."

Das brachte mein Blut in Wallung: Wie konnte ein Mensch angesichts der zwar gefährlichen, aber höchst ineffektiven Chassamraketen aus Gaza von "Niederregnen" schreiben, während es kurz zuvor seitens Israels 800 Tonnen Raketenmaterials auf 1.100 Ziele in Gaza schüttete?

Ich antwortete dementsprechend zornig:

  • "Niederregnen"? Gaza umfasst ein Gebiet von 360 Km² und Israel hat in seiner letzten Militäraktion über 800 Tonnen Raketen auf 1.100 Ziele im Gazastreifen geworfen: DAS, meine liebe Doris B. kommt dem Begriff "Niederregnen" gleich! Man muss wissen, dass der Gazastreifen nur 360 Quadratkilometer groß bzw. klein ist - da fällt demnach also alle 300 Meter links, rechts, vorne und hinten je eine Rakete ins Land! Da Israel sich jedoch auf Städte konzentriert und es in Gaza nur 8 davon gibt, ist in jeder Stadt Platz für rund 138 Raketen. Gaza insgesamt hat rund 1,8 Millionen Einwohner, das entspricht ungefähr der Einwohnerzahl Hamburgs. Aufgeteilt auf 8 Städte, kommen wir auf eine durchschnittliche Einwohnerzahl von 225.000 Einwohnern. Da dürfen sich in einer Stadt also rund 200 Einwohner je eine israelische Rakete teilen. Wundert es da noch, dass wir von fast zweitausend Toten reden? Für etwaig weitere dumme Kommentare pro Israel (es gäbe ja auch intelligente Argumente....) verweigere ich jedes weitere Statement."

Kleinlaut aber widerborstig gluckste es dann folgende Zeilen daher:

  • "Du hast offensichtlich die Weisheit für dich gepachtet . Was hier absoluter Unfug ist, lass ich mal dahingestellt sein."

Worauf ich erwiderte:

  • "Das ist eine einfache Rechenaufgabe aufgrund unverfälschter Eckdaten. Schade, dass Ideologien noch nichteinmal mit einfachsten Rechenaufgaben zu erschüttern sind."

Interessant wurde es dann, als ein gewisser Peter A. folgendes beitrug:

  • "Wie viele Raketen haben die "armen" und "notleidenden" Bewohner des Gazastreifens in den letzten Jahren abgefeuert?"

Hier entlarvte sich nämlich ein Unrechtsverteidiger selbst, sodass ich sehr bequem auf die Inkonsistenz der Argumentationsführung meines Gegenübers hinweisen konnte:

  • "Peter A., soll ich mir nun die Mühe machen, die Zahl zu recherchieren, die Du zu faul bist, herauszusuchen? Ohnehin: Die Tatsache, dass Du hinsichtlich der Menge der Raketen aus Gaza "in den letzten Jahren" schreibst, zeigt mir, dass Du einen Zeithorizont von Jahren aufmachen musst, um eine Zahl von Gazaraketen zusammen zu kriegen, die sich demjenigen Raketenausmaß annähert, das die Israelis in 36 Tagen abfeuern! Entweder, es kommen aus Deiner Fraktion endlich Fakten und ihr bemüht Euch, Euch nicht innerhalb eines Satzes selbst zu entlarven, oder wir lassen dieses Gespräch mangels gebotenen Ernstes fallen."

Hierauf konterte mein Gegenüber kurzbeinig:

  • "Günther Pagel , allein in diesem Jahr wurden tausende Raketen vom Gazastreifen aus auf israelische Zivilisten abgefeuert. Knapp 200 übrigens vor den Entführungen ..."

Da ich mich ungerne auf weiche Informationen stütze und nach Möglichkeit im Kleinen nach unerschütterlichen Zusammenhängen suche, die zu gern von der Allgemeinheit in ihrem Begehren nach Großem übersehen werden, recherchierte ich ein wenig und fand erstaunliche Ergebnisse:

  • "Von 2000 bis 2013 zählt Israel offiziell 1227 Tote durch Terrorakte aus Gaza (Raketen sind da EIN Kriterium unter weiteren). In 36 Tagen tötete Israel kürzlich über 2000 Palästinenser. Während in Israel also rückblickend auf 12 Jahre im Monatsschnitt 9 Israelis getötet wurden, tötete Israel im letzten Monat 235 mal mehr Palästinenser. 

    Was die Anzahl der Chassamraketen gegen Israel angeht, so berichtet Wikipedia von 2003 bis 2008 von ca 3700 Raketen. Demgegenüber von 15 Todesopfern aufgrund dieser Raketen. Die Erfolgsquote liegt demnach bei 0,4 Prozent. Oder anders ausgedrückt: Jede 247e Chassamrakete tötete einen Israeli. 

    Die Anzahl der Raketen ist natürlich ein Kriterium. Aber es reicht nicht aus, wenn man dabei die Effektivität außer Acht lässt. Und ich denke, dass vorgenannte Rechenbeispiele sehr eindrücklich zeigen, wie unverhältnismäßig mörderisch seitens Israel agiert wird. 

    Kann ich sonst noch etwas für Dich recherchieren und ausrechnen, lieber Peter?"

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie wenig Informationen man benötigt, um sich eine realistische Meinung bilden zu können; in aller Regel reicht die Kombination von wenigen unbestreitbaren Daten und Fakten schon aus, um zumindest den richtigen Kurs einschlagen zu können. Wenn einem auf diesem Weg dann passende weiche Informationen, Indizien, Vermutungen begegnen, hat man eine taugliche Gegenprobe. 

Das Netz mag uns mit Informationen geradezu überschwemmen - wer dieser Informationsmasse jedoch mit nüchterner Grundlagenarbeit entgegen tritt, hat eine realistische Chance, mit seiner Meinung nicht allzu weit neben der Wahrheit zu liegen
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