Makler: Jung & modern - aber auch recht schlicht...
17.07.2013 19:15
..., das lässt zumindest ein aktueller Artikel in der Fachzeitschrift (...) "AssCompact" (zu Deutsch: "Kompaktarsch") vermuten, der von Steffen Ritter verfasst wurde und über dem die seltendämliche Überschrift prangt "Gibt es einen Mindestumsatz, ab dem ein Maklerbetrieb sich lohnt?" Ich frotzelte einem Kollegen gegenüber schon, dass ICH, wenn ich zu dieser peinlichen Überschrift in Frageform eine Antwort hätte schreiben sollen, folgendes geantwortet hätte: "Ja: 2000." Die restliche A4-Seite hätte ich als Werbeplatz an den meistbietenden Versicherer verhökert. Ich vermute, 90% der "jungen und modernen Makler" hätten weder die fehlende Währungs- noch die fehlende Frequenzangabe bei dem Wert "2000" vermisst und noch weniger hätten betriebswirtschaftliches Laienwissen bemühen können, um bspw. das Verhältnis von fixen und variablen Kosten zu den möglichen Einnahmen zu erwägen. Junge Makler merken's halt noch nicht so und moderne Makler stellen keine kritischen Fragen. Und Makler, die sowohl jung als auch modern sind - nunja, die finden wahrscheinlich den Artikel richtig super. Aber immerhin - unser Rüstungsträger bemerkt, dass etwas an der Fragestellung komisch ist. Nein, stimmt gar nicht: Er findet die Fragestellung nicht komisch, sondern "schwierig": "Die Überschrift beinhaltet eine schwierige Frage", so raunt es aus dem Ritterhelm. Donnerwetter!, möchte man ausrufen: Dieser blitzgescheitelte Jungmaklerkümmerer hat den messerscharfen Durchblick und legt sich so richtig ins Zeug, um seinen jüngeren Preisträgerhoffnungen zu erklären, wie man ein Haushaltsbuch - oh, Entschuldigung - einen Geschäftsplan erstellt. Eine geschlagene, kaum enden wollende DIN- A4- Seite lang präsentiert Ritter in verschiedenen Formulierungen immer dasselbe langweilig Selbstverständliche: Dass nämlich die Ausgaben nicht über den Einnahmen liegen dürfen, wenn sich ein Unternehmen lohnen soll. Diese Binsenweisheit findet sich in folgenden Varianten ausgedrückt:
Ach, echt? Ein Unternehmen muss Gewinne machen, damit es funktioniert? Brillante Erkenntnis! Ritter sollte den Doktortitel der Betriebswirtschaftslehre erhalten. Oder eine 4 auf dem Zeugnis einer Wirtschaftsschule. Auf jeden Fall sollte er ein Buch schreiben (keine Sorge - er schrieb gleich drei) und auf Kongressen mit einem Mikro auf die Bühne gestellt werden (auch keine Sorge: Dies tut er häufig). Ein Burgfräulein wüsste es instinktiv: Je mehr Ritter sich an mir verausgaben, desto weniger einnehmend ist am Ende meine Erscheinung. Wussten Sie eigentlich, dass Prüderie aus dem lateinischen "Prudentia" stammt und zu Deutsch "Klugheit" heißt? Manchmal ist es eben klug, einen Ritter nicht ranzulassen. Oder anders formuliert: Wenn ein Jungmakler Ritters Ass-Compact- Ratschläge als neu und hilfreich für sich erkennt, dann wird dessen späterhin gestarteter Maklerbetrieb in kürzester Zeit garantiert etwas abwerfen - höchstwahrscheinlich ihn selbst. Andererseits: Es liegt nahe, dass ein Makler, der € 3,80 für die AssCompact ausgibt, dringend einen Berater benötigt. Ein Teufelskreis. Wer ist eigentlich dieser Mann, der junge Makler prämiert (was ist eigentlich mit MaklerINNEN?) und mit pseudoklugen Beiträgen zum Abwurf verhilft? Denn eines dürfte klar sein: Er wird mehr betriebswirtschaftliches Know-How haben, als sein seichter Artikel vermuten lässt. Er wird zumindest noch das Minimaxprinzip kennen: Mit minimalem Aufwand einen maximalen Effekt zu erzielen. Beispiel: Welche Zeitschrift lässt mich mit minimalem intellektuellen Aufwand ein Maximum an naiven MaklerInnen antexten? [Antwort: Die AssCompact] Das ist clever. Ritter betreibt - wenn ich seine Internetseite richtig verstehe - eine Art "Maklerberatungsfirma" mit einem Maklershop (kann ich mir da einen Makler kaufen? Ich hätte gerne einen Selbstbausatz, in Raten angeliefert.), mit Maklerberatung, Maklertraining und Maklerbetreuung. Hinter den Wortblasen stehen übrigens teilweise identische Angebote. Gegen vermutlich satte Prämien kann sich ein Makler offenbar auf Seminaren erklären lassen, warum hohe Einnahmen besser sind, als noch höhere Ausgaben.
Seiner Firma gab unser Ritter ohne Furcht vor Tadel übrigens folgenden sprachlich völlig fehlgegriffenen Namen: "Deutsche Maklerconsult" Hätte unser Beraterberater sich da nicht einen Berater nehmen können? Besonders hübsch die Zusammenschreibung des "Maklers" mit dem englischen "Consult", dem noch das Attribut "Deutsch" vorangestellt wurde, damit man vollends verunsichert ist, wie man "Consult" aussprechen soll. Naja, man kann ja auch nicht gleichzeitig sowohl in BWL als auch in Deutsch ein Licht sein, bitte nicht zu kleinlich werden. Herr Ritter wird im Netz dargestellt als Kongressredner, Keynote-Speaker, Vordenker des Instituts "Ritter" und mehrfacher Buchautor. Es sind, um genau zu sein, drei Bücher. Eines davon trägt den Titel
Warum nicht gleich
Und er gibt offenbar massenhaft und ständig Impulse - zum Beispiel durch "Impulswebinare". Das erste Webinar behandelt das Thema "Neukundengewinnung". Ich hoffe, dass die Impulse mit Blick auf Datenschutz und Verbraucherrecht einwandfrei sind; denn allzugerne wird auch heute noch dazu gepulst, den Erstkontakt zu Endkunden telefonisch oder per Mail zu suchen. Was soll überhaupt ein "Impuls" in diesem Zusammenhang sein? Klingt ein bisschen unverbindlich aber dafür sehr trendy. Wikipedia hilft weiter: "Die physikalische Größe IMPULS (...) beschreibt die Bewegung eines massebehafteten Körpers". Aha. Wenn Ritters Artikel also Masse - sprich: Inhalt - hätte, wäre er dazu in der Lage, etwas im Leser zu bewegen. Erkenntnis: Physik lässt sich auch auf Artikelschmiererei übertragen. Aber so machen es Berater meistens: Sie wecken Hoffnung auf Rat und geben dann lediglich Impulse, die ihren Namen nicht verdienen. Und wenn die Impulse dann nicht zum Erfolg ausreichen, dann kann man dem Berater beim besten Willen keine Schuld dafür geben. Warum auch - man hat ihm ja schon Geld dafür gegeben. Abschließend zu den Büchern von Steffen Ritter: Wenn die Verkaufszahlen seiner Bücher in irgendeinem Verhältnis zu den Amazon-Rezensionen stehen (2 bis 5 Rezensionen pro Buch, eine davon scheint mir die Realität zu beschreiben...), dann ist zumindest MIR klar, warum er sich so sehr um junge und "moderne" Makler kümmert, indem er sie massenweise via Castings & Co. an seine Consultingfirma heranführt: Das Geld aus dem Buchverkauf deckt die ritterlichen Ausgaben nicht, er muss seine Umsätze erhöhen. Er hat's in seinem AssCompact-Artikel ja erläutert. Jedem Jungmakler also, der überlegt, ein Casting beim Ritter zu absolvieren oder gar eines seiner Seminare zu belegen, empfehle ich zuvor dringend 7 Minuten und 11 Sekunden kostenfreies, amüsantes und lehrreiches Konsumieren DIESES Videoclips. Kommentare |