Wenn Politiker mir erzählen, warum ich wie gewählt habe...
23.09.2013 19:24
Wir alle hörten während der Bundestag-Wahlsendungen, wie die Politiker den Journalisten mitteilten, sie könnten zu dem Wahlausgang noch nichts sagen, man müsse die Ergebnisse hinsichtlich des möglichen Wählerwillens erst noch aufwändig analysieren. Fällt uns eigentlich bei solchen Aussagen überhaupt noch auf, wie irrsinnig das Gesagte ist? Der Irrsinn liegt darin begründet, dass die Politiker von den Wahlergebnissen überrascht sind und noch nichteinmal auf die Idee kommen, einfach bei denjenigen nachzufragen, die die Wahl getroffen haben - bei den Bürgern. Nein, sie fabulieren ihre eigenen Theorien zusammen und beschäftigen Analysten, die das Verhalten der Bürger interpretieren und den Politikern dann ihre Interpretation vorlegen. Und welche Interpretationen bevorzugt werden, wird deutlich, wenn man als Bürger einmal den Spieß umdreht und die Aussagen der Politiker analysiert - folgend eine Auswahl von mir eilig mitnotierter Äußerungen von Politkern während der Bundestags-Wahlnacht:
Ich stelle also fest, dass Politiker vier Jahre lang in keiner Weise interessiert, was die Bürger über ihre Politik denken. Aber dann kommt Hektik auf:
Nur die Bürger selber werden nie direkt befragt. Dabei wäre das doch so einfach. Aber - wie Andrea Nahles so furchtbar aber zutreffend im Bundestag sang, machen sich die Politiker die Welt, widdewidde wie sie ihnen gefällt. Wenn der Bürger aber fordert, dass die Politiker Volksbefragungen durchführen oder Volksabstimmungen zu wichtigen Themen zulassen mögen, damit sie tatsächlich wissen, widdewidde wie die Welt ausschaut, dann verweisen sie auf das Demonstrationsrecht, als sei es die Krone der Demokratie. Das heißt zu Deutsch: Des Bürgers Meinung interessiert erst dann, wenn er Geld, Zeit, Wind, Wetter und Polizei in Kauf nimmt und wenn er hinreichend viele weitere Bürger für die Demonstration mobilisieren konnte. Siehe Stuttgart21? Ein Hohn auf das, was Demokratie eigentlich ist! Diese Haltung macht deutlich, dass die Politik sich von den Bürgern losgelöst hat und den Bürger als störend empfindet. Unser Staat und seine Verfassung bieten eine gute Grundlage für eine direktere Demokratie. Für mehr Bürgerbeteiligung. Vier Jahre Legislaturperiode mögen für die Gesetzgebung notwendig sein, ja, sie mögen sogar zu kurz sein. Allerdings ist diese Zeit zu lang, wenn währenddessen keinerlei Rückkopplung zu den Bürgern geschieht. Natürlich ist der stärkere Bürgerwille kein Garant für korrekte Entscheidungen. Aber angesichts der vielen Fehlentscheidungen, die die Politik gänzlich ohne Bürger auf die Bühne brachte, dürfte dieses Argument kaum durchdringen. Es scheitert gänzlich, wenn man bedenkt, dass es bei der Politik weniger um Fehlerfreiheit geht, als vielmehr um die Verwirklichung des Bürgerwillens. Und - liebe Politiker - denkt einmal darüber nach: Ihr könnt die verhasste Verantwortung ein stückweit auf die Schultern der Bürger verteilen, wenn Euch ein Eisen zu heiß ist. Endlich kein Stillstand mehr, wenn es ums Eingemachte geht! Darum, liebe Politiker und Parteigenossen: Anstatt mir also am Vortag zur Wahl im Eingangsbereich eines Einkaufscenters gleich mit drei Parteiständen Luftballons, Flyer und sonstwelchen infantilen Scheißkram aufzunötigen, um mir damit ebenso fruchtlos wie heuchlerisch und peinlich-dämlich grinsend vorzugaukeln, dass ich Euch tatsächlich wichtig wäre, solltet Ihr dafür sorgen, dass ich während der Legislaturperiode mehr Einfluss auf das politische Tagesgeschäft nehmen kann. Spart Euch das Geld, die Energie und den Verlust von Würde an solchen Wahlinfoständen und institutionalisiert den Bürgerkontakt glaubwürdig. Und wenn Ihr das NICHT macht, dann werde ich Euch auch 2017 eine peinliche Szene im besagten Einkaufsbereich machen, sofern Ihr dort wieder herumlungert. Ihr wollt in den Wochen vor der Wahl Bürgernähe riskieren? DIE könnt Ihr bekommen! Kommentare |